Jeden Tag ein Biss(chen) besser. – Schluckstörung
Sintje kommt gerne zu uns in die Praxis und meist geht es dann direkt in die Kinderküche, in der kleine Bäckerinnen und Bäcker alles finden, was sie brauchen. Heute werden wir zusammen Kekse backen. Stangenförmige Kekse, die leicht zerfallen. Sintje hat eine nasale Magensonde und wir wollen das Schlucken üben.
Es dauert nicht lange und schon duftet es lecker. Neugierig linst Sintje durch die Ofenscheibe. Sie denkt gar nicht darüber nach, worum es in dieser Stunde eigentlich geht … Wie selbstverständlich probiert sie ihr eigenes Werk und zeigt keinen Widerstand beim Essen. Sie nimmt einen Keks, beißt hinein, spuckt nichts aus, erbricht nicht. So weit, so gut. Ein Schluckvorgang ist jedoch nicht erkennbar. Aber wo ist der Keks hin? Nach einem kurzen Blick wird klar: Sintje bunkert die Nahrung unter der Zunge und in den hinteren Backentaschen. Sintje und ihre Familie haben einen langen Weg hinter sich. Seit ihrer Geburt wird Sintje über eine Magensonde ernährt. In Absprache mit ihren Ärzten bereiten wir sie auf den nächsten Schritt vor: die Entwöhnung von der Sonde. Zwei Jahre lang haben wir zweimal wöchentlich und regelmäßig bei Intensiv-Therapien daran gearbeitet, dass Sintje das Schlucken lernt.
Zunächst ging es darum, den Druck von den Esssituationen zu nehmen. Mit klarer und spielerischer Anleitung schaffte Sintje es schließlich: Jetzt isst sie, ganz allein. Nun wird es noch ein langes Jahr ohne Zwischenfälle dauern, bis die Sonde endlich entfernt werden kann. Wir begleiten Sintje auf ihrem Weg, helfen ihr und nehmen ihren Eltern die Angst davor, dass ihre Tochter ohne die Sonde nicht klarkommen wird. Denn das wird sie – jeden Tag ein bisschen besser.