Ben ist jetzt 13 Jahre alt. Er wurde in der 32. Schwangerschaftswoche geboren und hatte eine spastische Überstreckung. Mit sechs Monaten kam er in unsere Familie. Wir setzten die Physiotherapie, die er bereits seit der Entlassung aus dem Krankenhaus bekam, fort und erweiterten sie durch Frühförderung.
Als er zehn Monate war, sagte die behandelnde Physiotherapeutin mir, dass Ben Schwierigkeiten haben werde, Stehen und Gehen zu lernen. Das war für mich offensichtlich – denn dass ein stocksteifes Kind seine Einschränkungen nach ein paar Monaten nicht einfach ablegen würde, lag auf der Hand, fand ich. Ich fragte beim nächsten Termin nach, was sie genau meinte: Verdacht auf ICP, war die Antwort. Das sagte mir nichts, aber ich wurde ans hiesige Sozialpädiatrische Zentrum verwiesen.
Bevor wir den Termin dort hatten, nahm ich zufällig Kontakt mit einer ehemaligen Bekannten auf – Marion Milius … und das war unsere Rettung. Sie bot uns sofort an, zu ihr zu kommen und dann „spamte sie mich mit Infos zu“, um es flapsig zu sagen. Seitdem weiß ich, dass Ben eine Tetraparese hat, die seine gesamte Motorik, besonders die der Beine, beeinträchtigt. Es folgten herausragende Hilfsmittelberatungen und regelmäßig Intensivtherapie-Wochen, die sich kaum beschreiben lassen. Schon die Praxiseinrichtung ist so liebevoll und kindgerecht, wie ich es sonst nirgends in Deutschland sah. Egal bei welcher Therapeutin, welchem Therapeuten, Ben behandelt wurde – es war immer (!) herausragend gut. Ben machte Fortschritte und wir bekamen Tipps für den Alltag. Wenn Ben heute das Aufstehen übt, heißt es immer noch „Charlotte“, weil sie es war, die uns beibrachte, wie ihm das Aufstehen mit eigener Beinkraft gelingt. Auch die 91 freien Schritte im Flur mit Lina sind unvergessen.
Die Hilfsmittelversorgung ist dank der Kontakte, die über das Therapeutenteam Blankenese geknüpft wurden, super hilfreich. Ben hat zusammen mit dem TTB so viel erreicht: Er bewältigt den Schulweg selbstständig mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Seinen Rollstuhl beherrscht er so selbstverständlich, wie andere Menschen ihre Beine. Zweimal in der Woche geht er zum Rollstuhlsport. Mit den Orthesen macht er freiwillig Gehtraining auf dem Laufband und schafft 1000 Schritte am Stück. Seine orthopädischen Schuhe sind praktisch, schick und alltagstauglich. Mit seinem Therapiedreirad radelt er mit seinem Freund zum Eiscafé im benachbarten Stadtteil. In der Schule ist er auf dem – sehr steinigen – Weg zur Unabhängigkeit. Trotz eingeschränkter Hand- und Armmotorik wendet er das 10-Finger-Schreiben an und schlägt mich darin locker – in Geschwindigkeit und Fehlerfreiheit.
Dies alles wäre ohne die Unterstützung vom Therapeutenteam Blankenese nicht möglich gewesen. Ich habe eine Ärztin im SPZ gefragt, was passiert wäre, wenn Ben wegen fehlender oder falscher Behandlung nie gehen gelernt hätte – darauf meinte sie, dass man dann wohl gesagt hätte, mehr sei eben nicht möglich gewesen. Keiner hätte kritisch hinterfragt, ob er bei einer intensiveren und besseren Förderung mehr Kompetenzen hätte erwerben können. Beim Therapeutenteam ist das anders – hier wird ganzheitlich und umfassend geschaut, um mit allen Mitteln so viel Kompetenzerwerb und damit Selbständigkeit, Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit wie irgend möglich zu erreichen.